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> [IT] Von der Feder zum Schwert, Ota Kitaro
Zhang Ai Guo
Geschrieben am: Mittwoch, 30.Dezember 2009, 23:31 Uhr
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Ventrue/Neugeborener

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Es war noch, als all das Prozedere stattfand, man sich begrüßte, der Etikette nach die Aufwartung machte wo es die Pflicht und der gute Stil verlangte. Der Clan der Könige, seines Zeichens Koryphäe auf diesem Gebiet, hatte derlei Formalia in angemessener Form hinter sich gebracht, als es den asiatischen Ventrue hin zu jenem anderen Vampir verschlug, dessen Erscheinung an sich schon aus dem Rahmen der weiteren Gäste fiel und wo es leicht war, die Brücke zu schlagen: Ota Kitaro.

Schon kurz nachdem die Ventrue die Szenerie des Abends betreten hatten, war dem Chinesen der - für ihn natürlich ganz offensichtliche - Japaner aufgefallen; ein neues Gesicht in dieser Stadt, und durch die Gesichtszüge auch ein irgendwie Vertrauteres. Sicher, jener Mann war ein Japaner, doch die Zeiten lagen lange zurück, auch wenn Zhang Ai Guo selbst noch ganz genau von Nanjing wusste. Doch so etwas trübte zumindest seine Wahrnehmung nicht mehr, und so konnte er unvoreingenommen einer hoffentlich interessanten Unterredung entgegen sehen.

Dies zumindest war sein Ziel, als er schon den bisherigen Abend über immer wieder einen Seitenblick zu der japanischen Rose geworfen hatte, um einen Moment abzupassen der günstig erschien, den Augenkontakt für einen Moment länger zu halten, um die Frage anzudeuten, ob ein Gespräch denn genehm wäre. Sicher, der Chinese weilte schon eine gute Zeit länger als der Japaner in New York, doch Zhang Ai Guo hatte gute Manieren, und da gehörte es nicht dazu, auf derartigem Herumzureiten und mehr zu fordern, als dann doch zu bitten. Insbesondere wenn es ja die eigene Neugier war, die einen antrieb.

Und so kam es, dass jener günstige Moment erreicht war, und der Ventrue sich dem etwas isolierten Toreador näherte, auf eine Nähe heran die jegliche Form der Höflichkeit und des Anstands im angemessenen Abstand erfüllte, um eine förmliche, an chinesische Kader erinnernde Neigung seines gerade gestreckten Oberkörpers und der daran flach anliegenden, geraden Arme zu vollführen, und dabei folgende Laute zu intonieren: "はじめまして." Die Höflichkeitsfloskel war in einem perfekten, vielleicht erstaunlicherweise vollkommen akzentfreiem Japanisch vorgetragen worden, in einem recht vornehmen Stil der Artikulation. Die vollzogene Verneigung des befrackten Mannes war angemessen und nur ein klein wenig zu tief gewesen, insgesamt wohl einfach seiner Wurzeln gemahnend.


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孔子曰:君子之于天下也,无适也,无莫也,义之于比。

Konfuzius sprach: "Der Edle verhält sich gegenüber allen Dingen unter dem Himmel so, dass er nichts kategorisch bejaht oder ablehnt - in allem versucht er sich dem Richtigen langsam anzunähern."
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EvaMariaDenk
Geschrieben am: Donnerstag, 31.Dezember 2009, 15:11 Uhr
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Malkavianer/Ancilla

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Auf dem Weg zu ihrem Tisch fällt Evas Blick wie zufällig auf den bereits bekannten Ventrue und den eher unbekannten Toreador. Raum für Lächeln oder Mimiken wäre kaum , zu schnell vergeht der Moment, in welchem sie die Beiden passiert.

Beitrag bearbeitet (geändert) durch EvaMariaDenk am Freitag, 01.Januar 2010, 13:15 Uhr Uhr.


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""Nichts kann rückgängig gemacht werden, was einmal gedacht wurde." "
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OtaKitaro
Geschrieben am: Dienstag, 19.Januar 2010, 17:06 Uhr
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Toreador/Neugeborener

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Wie es eben war im Tanze, der hier getanzt wurde war es eine ganze Weile später am Abend, als der junge Japaner endlich, nach den nötigen Vorstellungen, die Zeit fand für seinen Cousin , den entfernten Verwandten, der doch hier eine Verbindung zu etwas darstellte, ein Fenster in eine Welt, die ihm ähnlich war auf eine andere Weise, als es die Personen, die den Tisch umringten sein mochten. Kulturell ähnlich. So war ihm seine Überraschung ob der Ansprache auch eher am kurzen Weiten der Augen als an einer mimischen Besonderheit abzulesen, war doch das Lächeln auf seinen unerschütterlich wie die Mauern des Tempels in dem sie standen, als er sich noch einen Hauch tiefer als der Chinese vor Ihm, vor seinem Gegenüber verbeugte und damit den Tanz initiierte, der in diesem Kulturkreis als Vorstellung galt, der der Vamipirischen ähnlich auf eine Weise. Seine Respektsbekundung war, wie es üblich war, mit steifem Rücken und angelegten Händen erfolgt. Eine klare Linie. Sollte sich der Ventrue zu sehr geehrt fühlen, was er nicht glaubte, würde er sich nochmals verbeugen, darauf der Toreador, und so weiter und so fort, jedes Mal ein wenig weniger tief. Ein Tanz der Respektlichkeiten wie ihn die westliche Welt niemals erdacht hatte, der ihm so natürlich schien, dass es für ihn eine Absurdität dargestellt hatte, dem Gegenüber die Hand zu reichen. Dann jedoch hob der nach westlichen Maßstäben kleine Mann ein wenig die Stimme, um leise nur, die Begrüßung zu erwidern.

„Ich wünsche Ihnen einen guten Abend.“ An der Sprachgestaltung mochten dem geübten Japanischsprecher einige Besonderheiten auffallen. Der Ventrue wurde als Höhergestellter angeredet, natürlich mit Nachnamen, wie es sich gehörte, -Personalpronomen vermeidend, wo es nur ging- nicht zu viel aber dennoch sehr respektvoll. Nur war es das Japanisch selbst, das auffallen mochte, ins einer gesetzt blumigen Art doch wohl eher in andere Zeiten gehörend als die Heutigen. Einige Worte mochten ihre Bedeutung in der modernen Sprache gewandelt haben, doch hier fanden sie zurück zu dem, was eigentlich gedacht war, bar jeder Obszönität der Veränderung. Hier war die Sprache wort- und gestenreich, ersetzte Mimik und Gestik so vollkommen, dass sie doch etwas kompliziert anmuten mochte für den Alltagsgebrauch, weswegen wohl gerade diese Formen heute kaum noch zu hören waren. Und all dies geschah in einer Natürlichkeit, als habe der kleine Mann nie anders kommuniziert, nie anders gesprochen. Japanisch auf dem besten Weg. Akzentfrei alt vermittelte die Ehre, die es dem kleinen Manne machte, seinem entfernten Verwandten gegenüberstehen zu dürfen, so unaufdringlich wie die Lautstärke, in der gesprochen worden war. Leicht verständlich, wenn man hinhörte, laut genug, um dem Gegenüber beschämendes Nachfragen zu ersparen, aber dennoch leise genug, damit es ohne Probleme ignoriert werden konnte. „Ich kann nur um Entschuldigung dafür bitten, dass es sich nicht früher ergeben hat, doch würden Sie mir die Ehre erlauben, mich vorstellen zu dürfen?“ Erst hier mochten die Augen des Japaners sich vom Boden erheben und das Gesicht des Chinesen finden, wohl um eine Reaktion zu erwarten, zu erhoffen. Es war eine andere Form. Eine andere Welt. Es war wie das Räucherwerk oder wie die Tempel. Beständig.

Sollte denn ein Zeichen ergehen von seinem Gegenüber, so würde er sich vorstellen in einem wahren Wust von Silben, Moren, der Ehre gegenüber dem Vater gerecht werdend, der Ehre, diesen unwürdigen Vertreter gegenüber dem würdigen Betrachter präsentieren zu dürfen. Das, was man von einer Kultur erwarten durfte, die Gruppen so scharf trennte in Ein und Aus, in drinnen und draußen, doch war es auch der Vater, der hier hochgeehrt wurde. „Mein Name ist Ota Kitaro, Neugeborener im Clan der Rose, Kind des verehrten Tokugawa Yoshimo, Ancilla des Clans der Rose zu Sapporo.“ Die Form war alt. Erprobt konnte man sagen, wenn man es gut meinte. Verstaubt wenn man eine böse Zunge war. Welches war wohl sein Gegenüber?


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Zhang Ai Guo
Geschrieben am: Mittwoch, 20.Januar 2010, 22:04 Uhr
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Ventrue/Neugeborener

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Und hier war er, der 'Heimvorteil': Der Toreador, entsprungen dem gleichen Teil der Erde, er konnte all das in der Mimik und Gestik des Chinesen deuten, wo es den Westlern schwer bis gar hin unmöglich war. Und so war das Zucken einer Augenbraue hier, das angedeutete Lächeln da, die dezente Handhaltung im ruhigen Stehen, der leicht vorgebeugte Kopf, der Ausdruck in den kalten toten Augen alles für sich gesehen ein Zeichen, dessen Entschlüsselung dem Japaner mit in die Wiege gelegt worden war. Und der Text, der sich offenbarte und in gewisser Weise die weiteren Tanzschritte des asiatischen Paares für diesen Abend vorgeben mochte, der sprach Bände:

Der Ventrue war durchweg angetan und erfreut, Ota Kitaro zu sehen. Und das auf so dezente Weise, sich zurücknehmend, der unflätigen Euphorie keinen Platz einräumend. Alles am Auftreten des Japaners schien Wohlgefallen zu erzeugen, von dessen Verbeugung hin bis zur Sprache und ihrer Form. Zhang Ai Guo fiel der Klang des Japanischen auf und er schien es in gewisser Weise einordnen zu können, so wie auch Ota Kitaro das Japanisch des Ventrue bei den folgenden Worten sogleich einschätzen konnte: "Die Ehre liegt ganz bei mir, Ihrer Vorstellung gewahr werden zu dürfen." Das Japanisch war vollends akzentfrei, ihm fehlte aber auch der Einschlag der in Zhang Ai Guos Ohren so prächtig aus Ota Kitaros Wortwahl klingenden Tradition: Der Chinese hatte jenes Japanisch gelernt das seine Wurzeln mehr in der Neuzeit hatte - was aber freilich nicht hieß, dass es weniger höflich und förmlich war... Nur eben nicht so 'blumig' oder 'ehrwürdig alt' wie das des Japaners. Dennoch war es ganz erstaunlich und bemerkenswert, mit welcher Perfektion der asiatische Ventrue die Muttersprache Kitaros beherrschte. Umso erstaunlicher vielleicht im Kontrast zum eher leicht holprigen Englisch des Chinesen. Zwar hatte der Toreador den Ventrue in jener Sprache noch nicht zu Gehör bekommen, doch wenn es einmal so weit sein sollte, dann würde dessen Englisch in einem verhältnismässig wirklich schlechten Licht dastehen...

"Ehre Ihnen und Ihren Ahnen, Ota Kitaro", erwiderte der Ventrue dann die Vorstellung des Toreadors. "Ich wünsche auch Ihnen einen guten Abend. Es ist mir wahrlich eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Ota." Auch die Floskeln, die zwar in den asiatischen Sprachen auch genau das waren, aber doch immer noch einen gewissen Wert und eine gewisse Aussagekraft in sich trugen, waren in ihrer Form vollendet: Die Anrede, der Statusunterschied, die fortgeschrittene Zeit des Abends - all das und vieles mehr fand seinen Platz in den entsprechend angemessenen Silben.

"Mein Name ist Zhang Ai Guo, Neugeborener im Clan der Könige, Kind des sehr verehrten Liu Juan, Ancilla im Clan der Könige und Erstgeborener der Domäne der Weißen Pagode zu Peking." Die chinesischen Namen hatte der Ventrue zuerst in ihrer japanischen Aussprache genannt, so wie die ursprünglich chinesischen Schriftzeichen des Japanischen, die so genannten Kanji, eben ausgesprochen wurden. So würde der Toreador womöglich gleich auf die Bedeutung jener Namen schließen können, wenn er selbst dem Chinesischen nicht mächtig sein sollte, in dessen Aussprache sie Zhang Ai Guo erst anschließend wiederholte.

Da war er also, ein Cousin aus der Ferne die Zhang Ai Guo doch so vertraut war. Sicher, Ota Kitaro war kein Chinese, doch der Ventrue wusste aus eigener Hand, dass die kainitischen Höfe der japanischen Inseln in vielerlei Hinsicht denen im Reich der Mitte glichen, vor allem was die Traditionen und Riten anging, die über die Jahrtausende überliefert waren. Das allein reichte für ihn schon, dieses gewisse Etwas, diese gewisse Verwandtschaft zu spüren, aber auch eine gewisse Sehnsucht nach alldem, was er hinter sich gelassen hatte.


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孔子曰:君子之于天下也,无适也,无莫也,义之于比。

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OtaKitaro
Geschrieben am: Donnerstag, 21.Januar 2010, 12:32 Uhr
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Toreador/Neugeborener

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So waren es denn beide Asiaten, die lesen konnten im Rest von Minenspiel, dass die östlichen Kulturen zuließen. Es war verlagert auf die Augen, das Blinzeln ein mächtiges Schwert, auf Zuckungen von Muskeln und Lippen, mächtig darin, dass es Europäer verwirrte und Asiaten einen Hauch des Vertrauten schenkte. Einen heimatlichen Wind, den sie wohl beide genossen, auf ihre Weise. Er, der es sich erlauben konnte, es zu zeigen, auf ihre Art und der Japaner, der in allem was er tat, sich auf das Höflichste beschränkte. Es ging von ihn aus wie eine Aura. Die Gewissheit, dass der Herr Zhang sich wohl auch wild tanzend vor ihn hätte hinstellen können und doch wäre da nur dieses Lächeln gewesen, die Augen niedergeschlagen oder auf den Hintergrund gerichtet, dabei mit den Ohren der Worte lauschend, die dem Unwürdigeren geschenkt wurden. Es war ihm wohl ein wenig anzumerken, dass dieses Treffen entscheidend war in einer Weise, auf die Andere schon lange entschieden, entschieden, seit die ersten Worte des kleinen Asiaten seine Lippen verlassen hatten.

„Sie erweisen mir als unwürdigem Repräsentanten zu viel der Ehre, Zhang Ai Guo. Der Glanz ihrer edlen Linie spiegelt sich in Ihnen.“ Wies der Japaner das Kompliment dann, ganz dem Protokoll folgend, mit einer kurzen Verbeugung zurück. Dabei ging es wohl kaum darum, dass es wahr sein mochte, was der Chinese gesagt hatte, ob es seinen Wünschen oder Gedanken entsprach, vielmehr diente es der Wahrung des Gesichts, des allmächtigen gesellschaftlichen Ordnungsprinzips ihrer Kulturen. Wer geehrt wurde, durfte sich im Stillen freuen... doch durfte er die Ehrung nach Außen hin wohl kaum anerkennen, galt es doch als unschicklich. Und eine leichte Vertiefung des Lächelns mochte den Chinesen darauf aufmerksam machen, dass sich der Japaner ebenso freute, jemanden gefunden zu haben, der in heimatlichen Tönen sprach, in einer Form, die bei ihm selbst oft glashaft, fast maskenartig anmutete in ihrer Starrheit, jedoch auf den zweiten Blick, der vampirischen Etikette gleich, mit Leben übervoll war. Selbst das moderne Japanisch, bald ungewohnt klingend in seinen Ohren, ein wenig ihn erinnernd an seine Kindheitstage, ließ noch genug, mehr als genug, Raum für Höflichkeit und Nuancen, die in den westlichen Sprachen kaum so einfach zu vermitteln waren. Er nahm sie wahr, nahm sie auf und merkte es sich. Und natürlich blieb er bei der Nennung von Zhangs Namen bei der alten Höflichkeitsform, der die er schon in der Begrüßung verwendet hatte, wenn auch die Worte im Bezug auf dessen Ahnen von höchster Ehrerbietung sprachen, die seinen aber im direkten Vergleich etwas niederwertig, minderwertig gar, angesetzt wurden. Ehre den Anderen. Ahnen verzeiht. „Wenn Sie erlauben, doch liegt die Freude ganz auf meiner Seite.“ Ergriff er mit einem um Entschuldigung bittenden Niederschlag der Augen das Wort, diesmal einem westlicheren Teil des Protokolls folgend, einem bei dem er unsicherer war, ob er es überhaupt durfte, verbeugte sich nochmals. Und genau wie beim Chinesen war er zurückhaltend-ehrlich. Es war eine Freude. Ein wenig wie am Strand stehen und den Duft der Ferne riechen. Nur vertrauter.

Er fragte sich, ob es in China wohl genau so zuging wie in Japan, die Höfe, die alten Formen. Die Sprache die er bewahrte war ein Zeugnis über die Situation in Japan, über die seine.... Ein Kind einer langen Geschichte, ein Produkt der Tradition. Aber China? Es war eine Welt weit entfernt. Schwarz und Creme, so wie sie dort voreinander standen in ihren Kleidern. Und noch eine Welt weiter trafen sich die beiden Blutsauger. So stand er da, mit gesenktem Blick, ein Lächeln tragend wie ein Schwert in einer Scheide. Und wartete darauf, dass der Höhergestellte zu sprechen begann. Denn es lag ja wohl kaum an ihm selbst, das Gespräch irgendwie zu gestalten. Tausend Fragen brannten ihm auf seiner Zunge. Und tausendmal verloren sie den Kampf, um Etikette willen. Langsam war es zum Automatismus geworden, als er vom Kind ins Erwachsenenalter schritt. Heute bemerkte er es kaum noch. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran selbst die unreinen Gedanken zu verbannen. Oder sie so weit wegzuschließen wie irgend möglich. Da saß schließlich etwas in seinem Kopf, dass ein Tier war. Ab und zu wollte es, dass er mit ihm Gassi ging.


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Zhang Ai Guo
Geschrieben am: Freitag, 22.Januar 2010, 20:51 Uhr
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Ventrue/Neugeborener

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"Nur ein schwacher Schimmer des Lichtes meiner Vorfahren ist es, der sich in meinen Augen zeigt." Auch der Chinese würde sich einmal mehr bemühen, den Oberkörper nach vorne zu beugen, als Reaktion auf die Reaktion auf das Kompliment. Nach außen hin würden die beiden sich ständig verbeugenden Asiaten wahrlich ein illustres Bild abgeben, doch für sie war es wohl das Normalste der Welt, zumindest wenn man wie sie aus ihren Kreisen der Existenz kam, der Gesellschaft der Nacht, die in Asien noch nach ganz anderen Richtlinien folgen mochte. War hier ein Stolpern auf dem Parkett der Etikette vor allem peinlich und im schwerwiegenderen Fall ein Verlust an Ansehen, so war es dort im Osten der Welt gut und gerne auch mal ein Todesurteil.

"Dann soll es nur bescheiden meine Freude sein, Sie in dieser Stadt willkommen zu heißen. Sapporo ist weit entfernt, man mag gar sagen, eine andere Welt. Ich kenne dieses Gefühl." Einmal mehr ein Nicken, diesmal weniger dem Respekt zollend, als vielmehr den Worten die zuvor gesprochen worden waren. "Gehe ich in rechter Annahme, dass Sie als ein neues Mitglied dieser Domäne an den Festlichkeiten des Abends teilnehmen? Oder ist der Anlass des Abends Ihnen der Grund dafür, als ein Besucher in New York zu verweilen?"

Damit hatte der Ventrue den Reigen der Höflichkeiten die einem solchen Gespräch vorausgehen mussten also offiziell für beendet erklärt. Nun mochte also das eigentliche folgen dürfen, der Austausch über den Inhalt, der das Gespräch an sich formen würde.


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OtaKitaro
Geschrieben am: Dienstag, 09.Februar 2010, 11:29 Uhr
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Toreador/Neugeborener

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Irgendwo zwischen dem anlegen der Kleidung und dem Eingang des Saales schien ihm entfallen zu sein, wie man blinzelt. Jedenfalls schien er nicht besonders bestrebt zu sein, irgendein Zeichen des Lebens von sich zu geben, nur so viel Atem sich gestatten, wie es die Worte erforderten, die Lautstärke erforderte. Maskenhaft irgendwie diese Art für den normalen Betrachter. Und doch irgendwie nötig, wenn man seinen Kopf auf den Schultern behalten wollte, das Gesicht wahren wollte. Nichts was darauf hinwies, dass er die Höflichkeitsschlacht nicht noch den Ganzen Abend gespielt hätte, mitgespielt hätte. Sich in die Hände des Chinesen begeben hätte, auf dass er ihn durch den Abend begleitet. Nur bei der Erwähnung von Sapporo, so schien es, seiner alten Heimat, da wollte sich das Gesicht etwas bewegen. Ein wenig Heimatliebe. Sie war immer angebracht. „Ihre erste Aussage entspricht der Wahrheit. Ihre hochverehrte Majestät hat mir gestattet, mich hier nieder zu lassen und es ist mir eine Freude am heutigen Abend gleichsam meinen ersten Auftritt auf diesem neuen gesellschaftlichen Boden machen zu dürfen.“ Natürlich wurde auch hier der Nennung des Namens der Majestät gebührend Raum eingeräumt, die Töne sich entfalten gelassen, zum Wohl und Ruhm ihres Namens... konnte man wohl sagen. Und ein wenig wohl auch wieder, ein wenig versteckt diesmal, so ganz zwischen den Zeilen, ein Kompliment in die Richtung des Chinesen geschoben. Eine Freude hier etwas heimatliches zu finden. Etwas aus meiner Welt. Der fremden.


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Zhang Ai Guo
Geschrieben am: Samstag, 13.Februar 2010, 12:10 Uhr
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Ventrue/Neugeborener

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"New York mag überwältigen, wenn man es das erste Mal betritt, heißt es in einem Film den ich unlängst gesehen habe. Wie steht es mit Ihnen, Herr Ota? Wenn es Ihnen beliebt, so würde ich gerne erfahren, was Ihren ersten Eindruck ausgemacht hat, als Sie in diese Stadt kamen. Ich weiß, es ist gewiss eine Frage, welcher Sie sich schon so viele Male stellen mussten und dennoch so viele weitere Male stellen müssen..." Ein sanftes Lächeln, Verständnis dafür, erst vor wenigen Jahren hatte der Chinese das auch alles durchmachen müssen. Aber das war es ja eben: Damals wollte jeder wissen, wie es für jemanden war, der so weit aus der Ferne kam. Doch jetzt wollte es jemand von Kitaro wissen, der ebenso aus einer gewissermassen gemeinsamen Heimat kam. Es war ein kleiner, aber feiner Unterschied, doch sicherlich jedem der Beiden gewahr, wie ein unsichtbares Band das sich begann zwischen Ihnen zu flechten, eine unausgesprochene Übereinkunft. Der Chinese sah es klar vor sich.


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OtaKitaro
Geschrieben am: Freitag, 26.Februar 2010, 00:12 Uhr
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Zurückhaltend war seine Antwort unterstützt mit Gestik, einem leichten weben der Finger, spinnen in Bewegung, die Fäden verknüpfend, Wörter sammelnd, vereinend, was zusammen gehörte, den Hauch der Ferne mit sich tragend, der Schwere, die die Vergangenheit, auch die Jüngere an sich trug. „Und der ich mich immer wieder gerne stelle. So viel liegt doch in einem Augenblick. Ich hoffe ihm gerecht werden zu können, fürchte aber, dass dies noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Eine kurze Unterbrechung im Gewebe, ein Anhalten, ein stopp im Morsecode ihres Seins. Ihrer beider Seins. Inne... halten. Atem holen. Sich sammelnd, geduldig wartend auf den richtigen Moment, den wahren Gedanken, wahrhaftig hier. Im jetzt. Es ist eine Reise die beginnt, nach einem kurzen letzten umsehen auf die alte Heimat wohl, ein letzter Blick über die Schulter, sich vergewissernd, dass noch etwas da ist, während der wirkliche Körper still hält, die Stille einhält. Der Beginn des Ankommens, des Abkommens vom vorgezeichneten Weg. So lange fein gezeichnet. Von welcher Hand? Morsezeichen. „Um allerdings näher auf ihre Frage einzugehen bleiben mir nur magere Worte... “ Eine weitere Pause, ein Bruch im Gefüge. Dann. Leiser als alles vorangegangene wenige Zeichen. Gemalt mit Stimme. „Golden der Schimmer/ ein Berg in der Nacht wirft/ Schatten auf Wellen.“ Es ist als wäre er ein wenig... abhanden gekommen. Das Umsehen, der Blick auf eine weit entfernte Stelle gerichtet, der sich wieder fokussiert. „Ich kann ihnen die ehrenwerte Signora Leta...“ so ungewohnt doch die Fremdworte in der eigenen Sprache, ein andere Muster, andere Farben, mit denen er malte. „Sowie den werten Noel Cavendish aus meinem Blute nur als Gesellschaft empfehlen. Beide haben dafür Sorge getragen, dass meine ersten Eindrücke durchweg positiver Natur waren.“

Eine Pause. Ein Moment. Ein weiterer. Doch diesmal gestattet er es sich wohl, ein Gegenüber ein wenig mehr aus der Nähe zu betrachten, seine Blicke dem Gesicht näher kommend, es doch noch nicht berührend.

Nur eine Annäherung.

Ein Schritt.


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Zhang Ai Guo
Geschrieben am: Donnerstag, 11.März 2010, 16:41 Uhr
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Ventrue/Neugeborener

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"Der Mond und der Schnee./ Ich lebe und betrachte das Schöne./ Das Jahr geht zu Ende", entgegnete der Chinese in seinem fließenden Japanisch, das mit der Rezeption eines der bekannten Haikus keinerlei Schwierigkeiten hatte. Dabei senkte er zu den letzten Silben hin sein Haupt ein wenig und als er es wieder erhob, da lächelte er leicht verschmitzt. Er war kein Experte was die japanische Dichtkunst anging, doch das eine oder andere kannte er noch aus seiner Zeit in Japan.

"Es ist auch mir die Freude gewesen, meine ersten positiven Erfahrungen in dieser Stadt mit den beiden von Ihnen genannten Mitgliedern dieser schönen Domäne zu machen. Signora Leta war sogar mein nahezu erster Kontakt, wenn man es so sehen will." Ein weiteres Lächeln, weniger verschmitzt, mehr von einer süßen Erinnerung gezeichnet.

"Die Mitglieder Ihres Clans sind offensichtlich sehr bemüht, es den Neuankömmlingen aus der Ferne so angenehm wie möglich zu gestalten. Es ehrt sie." Ein letztes Nicken, wie um die Worte des letzten Satzes zu bekräftigen.


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OtaKitaro
Geschrieben am: Montag, 14.Juni 2010, 16:04 Uhr
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Eine Pause. Ein Moment. Ein weiterer. Doch diesmal gestattet er es sich wohl, ein Gegenüber ein wenig mehr aus der Nähe zu betrachten, seine Blicke dem Gesicht näher kommend, es doch noch nicht berührend.

Nur eine Annäherung.

Ein Schritt, Scherenschnitt im Schattenkampf, Schattentanz der Gesichter, Worte Bahnen, Sternenbahnenschnitt am Himmel. Er kannte sich aus, so wie es sein sollte, und manchmal nur ein Stück weniger, einen Fußschritt zu wenig. Und diesmal war sein Nicken eines der Anerkennung. Leicht nur die Worte, federschwer, die sich auf sie senken, ein kleiner Denkzettel, Bedankzettel. Eine kleine Verbeugung. „Sollte Sie sich einmal in heimatlicher Sprache unterhalten wollen, so stelle ich mich gerne zur Verfügung. Ich hoffe, eine Tages mag der Glanz meiner Geschwister auch an mir Spuren hinterlassen.“ So wenig nur zu sagen, zu Hoffen zu wegen, am heutigen Abend. Its after all... juat a meet and greet?



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